Rainbow-Day (RD): Danke Bernhard, dass du uns heute die Gelegenheit zu einem Austausch ermöglichst. Wir wollen heute gern mit dir über deine Leiden(schaften) sprechen und gesondert darauf schauen, dass Vielfalt viele Facetten hat.
Stichwort „Leiden“: Anfang der 90er Jahre warst du, nach dem Riss deiner Hauptschlagader im Magen, dem Tod deutlich näher als dem Leben. Was macht das mit einem?
Bernhard Nuss (BN): Ein Nahtod-Erlebnis erdet einen sehr, das kann ich zumindest für mich sagen. Du gehst von dieser Welt, so wie du gekommen bist, so war mein Erlebnis. Ich habe mich danach sehr entschleunigt und bin alles viel ruhiger und gelassener angegangen, bevor ich wieder in eine ungesunde Erfolgsspirale geraten bin und meinem Leben einfach zu viel zugemutet habe.
Dem Burnout nahe, habe ich dann mit 40 Jahren mit dem Sport begonnen und stellte sofort fest, das ist dass, was ich in Zukunft machen möchte. „Menschen in Bewegung bringen“ ist seither mein Motto.
RD: Stichwort „Leidenschaften“: Heute bist du Weltrekordler, hast u.a. 66! Iron Mans in einem Jahr! absolviert. Du bist Personal Trainer, machst dich sehr für Inklusions-Sport (dazu später mehr) stark. Du bist Gipfelstürmer (Kilimanjaro), sammelst für den wohltätigen Zweck. Bestimmt haben wir einiges vergessen. Was glaubst du, beschreibt „den eisernen Franken“ am ehesten. Wo siehst du deine Bestimmung?
BN: Ich sehe tatsächlich meine Bestimmung darin, die Menschen in meinem Umfeld gesünder zu machen und bewusster leben zu lassen. Ich habe sportlich klein angefangen und den „Umfang des Rades“ immer größer werden lassen, um einfach zu zeigen, dass es nie zu spät ist, um auch wirklich große Leistungen zu vollbringen. Bei meinem Weltrekord war ich immerhin schon 58 Jahre alt.
Bis auf meine Personaltrainings gebe ich alles Gemeinnützig weiter und engagiere mich auch mit Herz dafür. Wenn ich irgendwann dann tatsächlich gehen muss, wäre es schön, mit „er hat was bewegt“ in Erinnerung zu bleiben.
RD: Um ein Wortspiel aus dem Wort Leidenschaften zu nutzen - Stichwort „Schaffen“: Du hast mit deiner Initiative „Inklusions-Sport“ für viele Menschen mit Behinderung eine wunderbare Aktivität erschaffen, trainierst dabei u.a. mit Constantin Thiel einen Menschen mit Down Syndrom.
Was hat dich angetrieben, hier deine Leidenschaft für Sport weiterzugeben? Warum für Menschen mit einer Behinderung? Wir finden dein Engagement hierbei besonders wichtig, da wir alle Formen von Vielfalt feiern und Inklusion ein ganz wichtiger Bestandteil einer Gemeinschaft ist.
BN: Ich habe die ersten Berührungen mit Menschen mit Down-Syndrom im Sport vor ca. 15 Jahren erfahren dürfen und sie seither begleitet. Die Herzenswärme, die man dafür zurückbekommt, ist mit Geld nicht zu bezahlen. Man dachte immer, man kann diesen Menschen sportlich nichts zutrauen, aber weit gefehlt. Mittlerweile sind viele von ihnen Marathons gelaufen und haben sogar Ironmans gefinisht.
Mein Motto war immer: „Alles scheint unmöglich, bis es Jemand macht“. Meine Inklusionssport-Gruppe ist ein fester Bestandteil meines Vereins „Never Walk Alone Nürnberg e.V.“
RD: Es gab in deinem Leben immer wieder Rückschläge. Du hast dich in den letzten Jahren immer wieder verletzt, 2022 bist du – während du auf deiner Oceans Challenge für einen wohltätigen Zweck unterwegs warst – ausgeraubt worden (Anmerkung der Redaktion: Die Scheibe von Bernhards Auto wurde eingeschlagen und es wurden ihm alle persönlichen Dinge gestohlen). Dennoch sehen wir dich auf deinen (Reise-)Bildern immer lächelnd und freundlich. Wie hast du dir dein positives Wertegefühl erhalten und was für Tipps hierzu, kannst du unseren Lesenden mitgeben?
BN: Es wird nicht anders, wenn du dich aufregst und es gibt immer einen Weg, du musst ihn nur finden. Das ganze Leben ist eine Achterbahn mit Höhen und Tiefen und nach jedem Tal kommt auch wieder ein erklommener Berggipfel.
Vielleicht hat auch mein Lebensweg mich dahingehend geprägt, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern aus jedem negativen Ereignis das Positive herauszuziehen.
RD: Um nach vorne zu blicken, in 2026 gibt es wieder die „Januar Kibo-Challenge“. Was stehen zudem für „Inklusions-Projekte“ bei dir an. Gern möchten wir dir hier einen kleinen Werbeblock ermöglichen :-) um unsere Lesenden auf deine tollen Formate aufmerksam zu machen.
BN: Zunächst stehen dieses Jahr noch die Teilnahmen mit meinen „Inklusions-Staffeln“ beim „Challenge for All“ in Roth und weiteren Laufveranstaltungen im Fokus. An einem 100 Kilometer Marsch im Herbst werde ich teilnehmen, um dann im Januar 2026 ein weiteres Mal zum Kilimanjaro zu reisen. Hier ist der Plan mit 10-15 Teilnehmern, die explizit von mir auf diese Challenge vorbereitet werden, nach Tansania zu reisen.
Meine Ausbildungen zum zertifizierten PQS-Trainer und Keynote-Speaker, die ich Ende Februar abgeschlossen habe, sind zusätzliche Bausteine in meiner Karriere, die ich nun weiter ausbauen werde.
Die Zukunft wird also nicht langweilig werden.
RD: Herzlichen Dank Bernhard!
Das Interview führte Sebastian Krug
geboren am 26. Mai 1961 in Arnstein, Unterfranken.
Beginn der sportlichen Laufbahn 2001. Spitzname: „Eiserner Franke“
Kontakt:
Tel. 0174-3075868
E-Mail: nussbernhard@gmail.com
Semmelweisstr. 13
90482 Nürnberg
Karriereplaner - Ausgabe: 2025/2026