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Bewerben ohne Berufserfahrung:
Dein Leitfaden für den Berufseinstieg

Du stehst kurz vor dem Abschluss deines Studiums und bist bereit für deinen ersten Job, aber auf deine Bewerbungen hagelt es nur Absagen? Der Grund: Die Firmen haben sich für jemanden mit mehr Berufserfahrung entschieden. Frustrierend, oder? Aber keine Sorge, du hast mehr zu bieten, als du denkst. Lass dich also nicht entmutigen und bewirb dich weiterhin! In diesem Artikel erfährst du, wie du das Beste aus deiner Situation machst und trotz fehlender Berufserfahrung überzeugst.

1. Deine Chancen für den Berufseinstieg maximieren

Bei der Suche nach dem idealen Job lohnt es sich, einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Hier sind drei Ideen, wie du deine Chancen auf einen Berufseinstieg verbessern kannst:

1.1. Die „Hidden Champions“ entdecken
Kennst du den Reißverschlusshersteller, der in 80% deiner Kleidung steckt? Wahrscheinlich nicht, obwohl es ein riesiges Unternehmen ist. Diese „hidden Champions“ sind oft Marktführer*innen in ihrem Bereich, aber kaum bekannt. Ihre Stellenangebote ziehen weniger Bewerber*innen an, was deine Chancen erhöht, dort deinen Berufseinstieg zu finden.

Ein weiteres Beispiel sind mittelständische Unternehmen in Deutschland, die oft technologisch führend und finanziell stabil sind, aber wenig bekannt sind. Diese Firmen bieten vielfältige Einstiegsmöglichkeiten und profitieren von flachen Hierarchien und persönlichem Arbeitsklima. Ein so großer und vielfältiger Mittelstand ist weltweit ziemlich einzigartig. Daher lohnt es sich, hier genauer hinzuschauen.

Nina, eine Absolventin der Wirtschaftspsychologie, fand ihren ersten Job bei einem führenden Hersteller von medizinischen Geräten. Obwohl das Unternehmen wenig bekannt war, war sie gleich Feuer und Flamme denn es bot ihr ausgezeichnete Einstiegsmöglichkeiten und schnelle Aufstiegschancen.

1.2. Die „Hidden Jobs“ aufspüren
Auch in großen, bekannten Unternehmen gibt es weniger sichtbare Stellen, die tolle Einstiegsmöglichkeiten bieten. Lass dich nicht von schillernden Job-Titeln blenden und schau dir auch weniger offensichtliche Positionen an. Ein Beispiel: Für viele IT-Projektmanagement-Jobs brauchst du nicht zwingend ein Informatikstudium, sondern eher organisatorische Fähigkeiten. Sei offen und neugierig – du wirst überrascht sein, welche spannenden Möglichkeiten es gibt.

Ein weiterer Tipp ist, sich in Nischenbranchen umzusehen. Oft sind diese weniger wettbewerbsintensiv, bieten aber ebenso spannende Karrierewege. Schau dir Unternehmen in Bereichen wie erneuerbare Energien, Biotechnologie oder spezialisierte Dienstleistungen an.

1.3. Zeitarbeit als Karrieresprungbrett nutzen
Zeitarbeit hat oft einen schlechten Ruf, bietet aber viele Vorteile für den Berufseinstieg. Zeitarbeitsfirmen haben gute Kontakte zu Unternehmen und können deine Bewerbung direkt an die richtigen Ansprechpartner*innen weiterleiten. Zudem besteht die Chance, dass du nach einer gewissen Zeit fest übernommen wirst. Zeitarbeit kann ein Sprungbrett in deinen Traumjob sein.

Viele Zeitarbeitsfirmen bieten zusätzlich Weiterbildungsprogramme an, die dir helfen können, deine Fähigkeiten zu erweitern und deine Karrierechancen zu verbessern. Der sogenannte "Klebeeffekt" sorgt dafür, dass viele Zeitarbeitskräfte langfristig in den Unternehmen bleiben, in denen sie eingesetzt werden.

2. Die richtigen Formulierungen in Stellenanzeigen erkennen

Bevor wir darüber sprechen, wie du in deiner Bewerbung und später im Vorstellungsgespräch überzeugst, lass uns einen kurzen Blick auf die Formulierungen in den Stellenanzeigen werfen.

2.1. Anforderungen richtig interpretieren
In Stellenanzeigen findest du oft Formulierungen wie „Berufserfahrung wünschenswert“ oder „von Vorteil“. Lass dich davon nicht abschrecken! Wenn du die ersten drei Anforderungen erfüllst, solltest du dich auf jeden Fall bewerben. Es geht nicht darum, alle Punkte zu erfüllen, sondern zu zeigen, dass du motiviert und lernbereit bist.

Ein häufiger Fehler ist es, sich von einer langen Liste an Anforderungen abschrecken zu lassen. Denke daran, dass viele dieser Anforderungen als Wunschliste zu verstehen sind. Unternehmen wissen, dass sie selten jemanden finden, der alle Punkte erfüllt. Zeige, dass du lernfähig und motiviert bist – das zählt oft mehr als alle Anforderungen zu 100 % zu erfüllen.

2.2. Zwischen den Zeilen lesen
Achte genau auf die Formulierungen in den Stellenanzeigen. Oftmals sind Begriffe wie „wünschenswert“ oder „von Vorteil“ Hinweise darauf, dass bestimmte Erfahrungen nicht zwingend erforderlich sind. Auch Begriffe wie „erste Erfahrungen“ oder „Grundkenntnisse“ signalisieren, dass das Unternehmen bereit ist, in deine Entwicklung zu investieren.

Scheue dich nicht, bei Unklarheiten direkt beim Unternehmen nachzufragen. Ein kurzes Telefonat kann nicht nur offene Fragen klären, sondern auch zeigen, dass du wirklich Interesse an der Position hast.

3. Deine Stärken ohne Berufserfahrung betonen

Wie bringst du deine Stärken und Erfahrungen ohne umfangreiche Berufserfahrung zum Ausdruck? Hier sind einige Tipps:

3.1. Überzeugender Einstieg ins Anschreiben
Ein gutes Anschreiben beginnt mit einem starken Einstieg. Beispiel: „Mit meinem erfolgreich abgeschlossenen Studium der Wirtschaftswissenschaften sowie erster Praxiserfahrung im Bereich Projektmanagement und hervorragenden analytischen und organisatorischen Fähigkeiten bewerbe ich mich in Ihrem Hause.“

Ja, der Satz ist nicht sonderlich sexy und es steht dir frei, eine andere Formulierung zu wählen. Jedoch greift dieser Satz die wichtigsten geforderten Punkte in der Stelle auf und der Leser kann hier schon mal einen Haken machen.

3.2. Motivation deutlich machen
Erkläre, was dich an der Stelle oder dem Unternehmen interessiert. Zeige, dass du motiviert bist und dich für die Position begeisterst. Ein Beispiel: „Mich fasziniert Ihre innovative Herangehensweise an nachhaltige Projekte, und ich möchte gerne Teil Ihres Teams werden, um gemeinsam an zukunftsweisenden Lösungen zu arbeiten.“

Deine Begeisterung und Motivation können den entscheidenden Unterschied machen. Personalverantwortliche suchen nicht nur nach den fachlich besten Bewerber*innen, sondern nach denen, die wirklich ins Team und zur Unternehmenskultur passen.

3.3. Konkrete Erfahrungen nennen, um Fähigkeiten zu belegen
Verwende Beispiele aus Praktika, Werkstudententätigkeiten oder Projekten, um deine Fähigkeiten zu belegen. Zeige, dass du teamfähig, organisiert und analytisch bist – Kompetenzen, die in fast jedem Job gefragt sind.

Ein Beispiel könnte sein: „Während meines Praktikums bei XYZ habe ich ein Projekt zur Optimierung der internen Abläufe mitbegleitet. Durch meine strukturierte Arbeitsweise und die enge Zusammenarbeit mit dem Team konnte die Effizienz um 20% gesteigert werden.“

3.4. Vorbereitung für das Bewerbungsgespräch
Alles, was du im Rahmen deiner Bewerbung vorbereitet hast, hilft dir im Vorstellungsgespräch, die richtigen Argumente zu finden, um von dir und deinen Kompetenzen zu überzeugen. Ich sage dazu immer: Bei der Bewerbung geht es um das WAS und beim Vorstellungsgespräch geht es um das WIE. Daher sollte der Fokus bei der Vorbereitung eher darauf liegen, dich auf mögliche Fragen vorzubereiten und sicherzustellen, dass du deine Stärken und Qualifikationen klar darstellen kannst.

3.5. Häufige Fehler vermeiden
Vermeide Standardanschreiben und ungenaue Aussagen. Personalverantwortliche bemerken sofort, ob eine Bewerbung individuell erstellt wurde oder ob es sich um ein allgemeines Schreiben handelt. Passe jedes Anschreiben an die jeweilige Stelle und das Unternehmen an, um deine Chancen zu erhöhen. Übrigens: KI kann dir helfen, hier effizienter zu sein. Mehr dazu später :-)

3.6. Netzwerken und Kontakte nutzen
Nutze dein Netzwerk, um Informationen über Unternehmen und offene Stellen zu erhalten. Kontakte können dir oft wertvolle Einblicke geben und dich bei der Bewerbung unterstützen. LinkedIn und andere berufliche Netzwerke sind großartige Plattformen, um deine Reichweite zu erweitern und dich mit Branchenprofis zu vernetzen. Aber auch Menschen direkt in deiner Nähe sind wertvolle Kontakte, um mehr über verschiedene Jobs oder auch die Arbeitswelt zu lernen.

Bonus-Tipp: Unterstützung durch Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) kann eine wertvolle Hilfe bei der Jobsuche und Bewerbung sein, insbesondere wenn du noch keine umfangreiche Berufserfahrung hast. KI-Tools können dir bei der Erstellung von Lebensläufen und Anschreiben helfen, indem sie passende Formulierungen vorschlagen, Rechtschreib- und Grammatikfehler korrigieren und dich dabei unterstützen, deine Stärken optimal darzustellen.

Probiere es selbst in dem du folgenden Befehl zum Beispiel bei ChatGPT oder Google Gemini eingibst:
„Hey KI, ich bin kurz vor dem Abschluss meines Studiums in Betriebswirtschaft und habe bisher als Werkstudent und Praktikant im Projektmanagement gearbeitet. Kannst du mir helfen, ein überzeugendes Anschreiben für eine Stelle als Junior Projektmanager zu erstellen? Hier ist die Stellenausschreibung (und jetzt die Stellenausschreibung reinkopieren)“.

Durch die Eingabe eines solchen Prompts kann die KI dir konkrete Vorschläge und eine Struktur für dein Anschreiben liefern. Dies spart Zeit und hilft dir, dich professionell und selbstbewusst in deiner Bewerbung zu präsentieren.

Wie du solche und weitere Prompts bauen kannst, erfährst du außerdem auch im Berufsoptimierer Podcast. Höre dazu in diese Episode rein: ChatGPT für die Bewerbung nutzen - geht das? (#270)

Fazit

Es ist wichtig, dass du dich nicht von Aussagen wie „erste Berufserfahrung“ in den Stellenausschreibungen entmutigen lässt. Praktika und Werkstudententätigkeiten sind zwar keine konkrete Erfahrung zählen aber zur Berufspraxis. Viele Unternehmen verstehen unter „erste Berufserfahrung“ genau das. Zeige in deiner Bewerbung, dass du motiviert bist und die richtigen Fähigkeiten mitbringst. Bewirb dich lieber und nutze jede Chance, die sich dir bietet. „Hire for Attitude, Train for Skill“ – diese Einstellung suchen viele Unternehmen.

Viel Erfolg bei deiner Bewerbung und alles Gute für deine berufliche Zukunft!

Dein Bastian

Über den Autor:
Bastian Hughes vereint über zehn Jahre Erfahrung als Recruiter mit seiner Leidenschaft als Gründer von „Berufsoptimierer“. Durch individuelle Beratung, motivierende Webinare und dem wöchentlichen Podcast „Berufsoptimierer“ führt er Menschen zu beruflichem Erfolg und persönlicher Erfüllung. Seine Vision ist es, eine Welt zu schaffen, in dem Leidenschaft und Berufung zusammenfließen, damit jeder in dem Bereich erfolgreich sein kann, der ihm am meisten Freude macht.

Bastian steht für eine Kombination aus tiefem Fachwissen und menschlicher Nähe, mit dem Ziel, jeden auf seinem individuellen Karriereweg zu unterstützen und zu inspirieren.

Weitere Informationen rund um Bewerbung und Karriere findest du unter:
www.berufsoptimierer.de,
Instagram @berufsoptimierer und auf Linkedin.

Karriereplaner - Ausgabe: WS 2024/2025