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Im Dschungel der Möglichkeiten

Berufseinstieg beim Hidden Champion – ein Lichtblick?

Jetzt ist es fast geschafft. Die Abschlussarbeit geschrieben, die letzten Prüfungen erfolgreich abgelegt – die Berufswelt kann kommen! Fehlt nur noch der richtige Job. Um diesen unter gefühlt tausenden von Möglichkeiten zu identifizieren, gilt es, sich im Dickicht des Arbeitgebermarkts zu orientieren. Wer einen begehrten Studiengang absolviert und im Studium hervorragende Leistungen erbracht hat, wird von vielen Unternehmen umworben und stellt sich erst einmal einem Luxusproblem. Doch ohne zu wissen, welche Anforderungen ich als Absolvent an ein Unternehmen stelle, kann das Luxus- schnell zum Passungsproblem werden. Schlauer ist derjenige, der sich während des Studiums durch zahlreiche Praktika bereits ein Bild von verschiedenen Unternehmen gemacht hat. Was hinter den bunten Hochglanzprospekten und hippen Internetseiten steckt, die den gut ausgebildeten Nachwuchs der Generation Y anziehen sollen, können berufserfahrene Studierende wesentlich besser beurteilen als ihre Kommilitonen.

Wie will ich arbeiten?
Umsatz- und Mitarbeitergröße eines Unternehmens sind oft nicht ausschlaggebend für den persönlichen Fit zum Unternehmen. Ob ich mich als Einsteiger in einem Unternehmen wohlfühle und gute Leistungen mit Freude abliefern kann, hängt ganz wesentlich davon ab, ob die Unternehmenskultur zu mir passt. Neben der Frage, welches Unternehmen grundsätzlich Mitarbeiter des jeweiligen Studiengangs einstellt, sollten Absolventen deshalb einen Blick nach innen werfen und ihre persönliche Präferenzstruktur überprüfen: Wie will ich arbeiten und in welchem Umfeld? Wie viel Verantwortung möchte ich übernehmen und welches Maß an Freiraum ist mir wichtig? Mit welchen Kollegen und Chefs und in was für einem Team möchte ich an welchen Themen arbeiten? Wie wichtig sind mir individuelle Förderung und Unterstützung? Da Menschen ganz unterschiedlich sind, wird sich aus der Beantwortung dieser Fragen ein ganz persönliches Idealbild des attraktiven Arbeitgebers ergeben.

Wie beschaffe ich authentische Unternehmensinformationen?
Das so gewonnene Bild gilt es mit dem abzugleichen, was Unternehmen in Bezug auf ihre Arbeitgebermarke und ihre Unternehmenskultur kommunizieren. Auf der Suchenach Antworten ist die offizielle Unternehmenskommunikation auf der Firmenhomepage, in Unternehmensprofilen und Stellenanzeigen sicher am leichtesten zu finden. Ein umfassendes Bild liefern diese Quellen aber noch nicht und die Frage bleibt, wie authentisch die Informationen sind. Deshalb sollte ich weitere Quellen heranziehen. Foren und Arbeitgeberbewertungsportale wie Kununu bieten gute Blicke hinter die Kulissen der offiziellen Firmenkommunikation. Hier schreiben Praktikanten, Mitarbeiter und Alumni darüber, wie sie die Arbeit im Unternehmen erleben. Welchen Aussagen man vertraut, bleibt allerdings dem Leser überlassen. Den verlässlichsten Blick hinter die Kulissen ermöglicht der unmittelbare Kontakt zu aktuellen Mitarbeitern eines Unternehmens. Diese lassen sich über berufliche Netzwerke wie Xing oder LinkedIn identifizieren und auch unmittelbar ansprechen. Hier kann ich endlich die Fragen loswerden, die mir unter den Nägeln brennen und die auf offiziellen Kanälen (teils aus gutem Grund) keine Antwort finden. Im Bewerbungsprozess komplettiert sich dann das Bild, das ich von einem Unternehmen gewonnen habe. Wird der Bewerbungsprozess als Dialog auf Augenhöhe organisiert, werden die Interviewer auch Antworten auf die Frage nach ihren Erfahrungen mit der Unternehmenskultur liefern. Der Bewerber merkt schnell, wie ehrlich die Antworten sind und wie sie das offizielle Unternehmensimage widerspiegeln.

Ein Hidden Champion als Arbeitgeber?
Am Ende eines so umfangreichen Informationsbeschaffungs- und Bewerbungsprozesses sollte ich als Bewerber ausreichend Informationen an der Hand haben, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. So kann sich herausstellen, dass mir die Strukturen eines Großkonzerns zu starr sind oder dass ich mich zwar nach einer Anstellung in einem erfolgreichen Unternehmen sehne, nicht aber nach zehn Hierarchiestufen und einer ellenlangen Karriereleiter. Vielleicht möchte ich mich in der Unternehmenskultur des jeweiligen Arbeitgebers zwar wiederfinden, nicht aber gegen Windmühlen kämpfen. Dieses Anliegen spiegelt die diesjährige squeaker.net-Studie Consulting Excellence Studie 2014: Wahrnehmung von Unternehmensberatungen als Arbeitgeber wider, in der das Kriterium Unternehmenskultur bei der Arbeitgeberwahl auf Platz 2 landet. Den Wunsch nach einer passenden Unternehmenskultur fest im Blick, könnte sich meine Aufmerksamkeit auf einen Hidden Champion richten. Sprich, auf ein Unternehmen, das zwar eine unbekanntere Rolle auf dem Arbeitgebermarkt spielt, in seiner Branche aber Marktführer ist und somit viele interessante Einstiegsmöglichkeiten bietet. Eventuell stelle ich fest, dass ein Hidden Champion eine steilere Lernkurve, mehr Freiraum, weniger Bürokratie, nettere Kollegen und mehr Spaß bei der Arbeit verspricht. Wäre es nicht verschenkte Zeit, wenn ich dies erst in der Probezeit bei einem der großen Unternehmen feststellen würde, bei dem die Kultur nicht zu mir passt? Sicherlich ja – aber Entwarnung, selbst das wäre kein Beinbruch. Denn viele Unternehmen stehen Kandidaten, die sie im Bewerbungsprozess kennen gelernt haben und die sich nicht für sie entschieden haben, weiterhin sehr offen gegenüber. Im Übrigen ist auch dies ein Kulturmerkmal, das für ein Unternehmen spricht und das sich in einem persönlichen Test untersuchen lässt. Viele Gründe für mich als Absolvent, die „heimlichen Gewinner“, wie man sie auch nennt, in meine Arbeitgeberwahl mit einzubeziehen und mich aktiv über diese zu informieren. Denn dann ist die Quintessenz aus der Geschicht´: Einige Unternehmen sieht man erst auf den zweiten Blick im richtigen Licht!

Burkhard Hanke,
Head of Recruiting bei zeb

Karriereplaner - Ausgabe: WS 2014/2015