Herr Förg, Sie sind im Bereich Medien beim Filmhaus Frankfurt als Geschäftsführer tätig.
Wie kamen Sie zu Ihrer aktuellen Position?
Durch eine Mischung aus Zufall und geregeltem Verfahren. Eher zufällig erfuhr ich, dass der Filmhaus Frankfurt e. V. eine neue Geschäftsführung ausgeschrieben hatte – ich bewarb mich formell, kam in den engeren Kreis der Bewerber und wurde eingestellt.
Welche Funktionen erfüllen Sie dort?
Das Filmhaus Frankfurt arbeitet derzeit in erster Linie als Bildungsträger: wir organisieren Fortund Weiterbildungen im Filmbereich. Für Einsteiger und Fortgeschrittene.Das beginnt bei Drehbuchseminar – ohne Buch kein Film! –, geht weiter über filmproduktionsbezogene Organisation, Produktionsberatung oder auch Technik. Ein breites Feld. Da wäre meine Berufsbezeichnung wohl Bildungsreferent. Dann geben wir – seit mittlerweile 25 Jahren – eine Zeitschrift für die Filmszene heraus: unsere filmhauseigene Zeitschrift GRIP; im Auftrag des Landes Hessen veröffentlichen wir die Broschüre „Filmland Hessen“. Bei beiden Publikationen fungiere ich als Herausgeber. Wir unterstützen Filmfestivals in Frankfurt, die als wichtige Plattform für die heimische Branche wie auch den heimischen Nachwuchs im Filmbereich arbeiten, Jahr für Jahr. An dreien dieser Festivals bin ich persönlich beteiligt, sei es als formeller Ausrichter mit organisatorischen Aufgaben oder auch in kuratorischer Funktion bei der Auswahl von Filmen und der Zusammenstellung von Programmen. Darüber hinaus bin ich dafür zuständig, jungen Filmleuten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Insbesondere bei Drehs hier im Raum haben wir ein gutes Fachwissen und können vielfach behilflich sein. Das Filmhaus Frankfurt ist natürlich auch über die hiesigen Förderungen gut informiert, wir sind filmpolitisch aktiv im Lande Hessen. Und schließlich bieten wir Raum und Technik für die unterschiedlichsten filmorientiert arbeitenden Gruppen und Verbände in Frankfurt. Da darf ich als Gastgeber dann häufig selbst einiges dazu lernen.
Wie sieht denn heute ein typischer Arbeitsalltag bei Ihnen aus, falls es diesen überhaupt gibt?
Ich verbringe leider am Normaltag 60 % meiner Zeit mit Rechner und Telefon – tun wir das nicht alle? – gefühlt sogar eher 92 %. Die 40 % bin ich innerhalb des Hauses, der Nachbarschaft und der Region unterwegs, Filme, Seminare, Projekte checken oder Leute besuchen: Künstler natürlich! Ich trete normalerweise morgens um kurz nach acht an, informiere mich über Zeitungen und das Netz, schreibe dann möglichst alles weg, was zu schreiben ist, da um 10 Uhr die Kreativszene aufwacht und das Telefon zu klingeln beginnt. Ab 16 Uhr gönne ich mir einige Stunden Auszeit, mindestens drei Abend-Termine pro Woche sind die Regel – im Winter mehr im Sommer weniger. Von Januar bis Juni sowie von September bis Dezember laufen Seminare, für die ich mit verantwortlich bin, das beschäftigt mich an vielen Wochenenden. Das Jahr über besuche ich natürlich einige nationale und internationale Filmfestivals, um Filme zu sehen und mit Leuten zu reden.
Was erachten Sie bei einer Bewerbung als besonders wichtig?
Der Gesamteindruck der Bewerbungsunterlagen ist immer entscheidend. Das A und O einer erfolgreichen Bewerbung ist allerdings ein klar strukturierter und professionell gestalteter Lebenslauf, der auf einen Blick die bisherige persönliche und fachliche Erfahrung aufzeigt. Sollten die Inhalte des Lebenslaufs überzeugen, ergänzen die weiteren Dokumente den Eindruck. Das Anschreiben ist vor allem ein Motivationsschreiben, in dem verdeutlicht werden sollte, warum Sie sich für diese Position bewerben und welche fachlichen Voraussetzungen Sie erfüllen. Uns interessieren aber auch immer die persönlichen Interessen und besondere Erfahrungen eines Bewerbers.
Womit kann man Sie persönlich im Bewerbungsprozess bzw. im Gespräch überzeugen?
Der Bewerber sollte im Gespräch vor allem authentisch sein und auf die Fragen stets konkret eingehen. Wir möchten gerne die Person erleben, mit der wir es auch später zu tun haben werden. Außerdem sollte der Bewerber auch selbst viele Fragen stellen, um das Unternehmen und die Kultur kennenzulernen, mit der er es später zu tun haben könnte.
Welche Tipps würden Sie Studenten und Absolventen geben, die sich für eine Karriere in der Beratung interessieren?
Sie sollten sich in erster Linie informieren, welche Schwerpunkte die einzelnen Beratungen setzen. Eine Strategieberatung bietet andere Strukturen und Inhalte als eine Beratung im Bereich Business Consulting oder eine Beratung, die sich auf IT spezialisiert hat. Aber am besten sollten Studenten und Absolventen eigene Erfahrungen sammeln: In einem Praktikum, einer Werkstudententätigkeit oder über eine Abschlussarbeit können sie testen, ob ihnen der Beruf Unternehmensberater Spaß macht und ob die jeweilige Unternehmenskultur zu ihnen passt.
Karriereplaner - Ausgabe: SS 2014