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Dr. Harry Keaton, Magier 1

Interview mit Dr. Harry Keaton, Magier und Moderator

Die Fragen stellte Jessica Kuch, CAMPUSERVICE

Dr. Harry Keaton ist Magier und Moderator. Er ist bereits in diversen Fernsehshows aufgetreten. Live präsentiert er die Show „Das magische Klassenzimmer – Schulweisheiten und andere Illusionen“. Zudem tritt er regelmäßig im „Black Rabbit“ auf, dem ersten Nahzauber-Theater in Frankfurt. Erfahren Sie mehr über ihn unter: www.harrykeaton.de

Was haben Sie studiert und in welchem Zeitraum?
Ich habe als Hauptfach Germanistik studiert. Meine Nebenfächer waren Theater-, Filmund Medienwissenschaften sowie Amerikanistik. Das Studium von 1986 bis 1995 war eine großartige Zeit. Meine Studienzeit verbrachte ich im AfE-Turm sowie im Philosophicum, als auch in der Georg-Voigt-Straße. Gerne bin ich zum Lernen zu den Juristen gegangen. Die Bibliotheken waren einfach besser ausgerüstet. Es gab kleine Leselämpchen an den Plätzen und die Atmosphäre war viel schöner als bei den Germanisten.

Warum haben Sie Germanistik studiert?
Mich hat die Sprache einfach schon immer interessiert. Ich finde Sprache fantastisch, ich mag sie und habe bereits als kleiner Junge für eine Lokalzeitung geschrieben.

Wie alt waren Sie da?
Ich war zwölf Jahre alt. Das lag daran, dass meine Eltern eine Lokalzeitung herausgegeben haben. Da ist man dann zwangsläufig involviert. Dazu gehörte auch, Pressekonferenzen zur Kommunalpolitik journalistisch zu begleiten und darüber zu schreiben. Ob die nötige Tiefe und das Verständnis da waren, darf zu Recht bezweifelt werden. Meine Tätigkeiten reichten von Zeitung austragen über das Kassieren bis hin zum Schreiben.

Wie verlief Ihr Studium?
Im Gegensatz zur Schulzeit habe ich das Studium einfach geliebt. Diese gestalterische Freiheit im Gegensatz zum vorgegebenen Lehrplan in der Schule. Einige Kommilitonen hatten Schwierigkeiten mit den Einführungsveranstaltungen und der Masse an Studierenden. Zum Teil hatten wir 300 bis 400 Studierende in den Einführungsvorlesungen. Aber damit musste man sich irgendwie arrangieren. Je weiter man im Studium kommt, umso angenehmer werden die Teilnehmerzahlen in Vorlesungen und Seminaren.

Eine Voraussetzung hatte ich für mein Studium, ich wollte unbedingt ins Ausland. Mein großer Traum waren immer die USA gewesen. Dank eines Stipendiums konnte ich nach dem vierten Semester in New Jersey studieren. Das war eine großartige Zeit.

Mein Doktorvater war Professor Horst Schlosser. Ein sehr netter, kompetenter und offener Mensch. Einer, der auch neuen Themen gegenüber aufgeschlossen war. Ich hatte einfach tolle Professoren, sowohl bei den Germanisten als auch Amerikanisten. Wenn ich zum Beispiel nur an Norbert Altenhofer oder Martin Christadler denke. Einfach unglaublich, da hat man wirklich zu denken gelernt, über Fachbereiche hinaus, Zusammenhänge zu sehen zwischen Literatur, Architektur, Industrialisierung. Später habe ich bei der Studenteninitiative MTP – Marketing zwischen Theorie und Praxis mitgemacht, weil ich diese Grenzen nicht so sehe, zwischen Wirtschaft und Geisteswissenschaften.

Wie sind Sie zu dem Stipendium gekommen?
Über das Austauschprogramm zwischen dem Trenton State College und der Goethe- Universität. Wir waren vier Studenten von der Uni Frankfurt. Ein Jahr lang konnten wir in den USA studieren. Es war eine unglaublich intensive Zeit. Gerade durch meine Nebenfächer wie Amerikanistik und Medienwissenschaft war der Auslandsaufenthalt sehr wertvoll.
Das Stipendium beinhaltete das Studium und die Unterkunft. Den Flug finanzierte man selbst, für den Lebensunterhalt war auch gesorgt, und man konnte auch am Campus arbeiten und etwas dazu verdienen.

Um was ging es in Ihrer Abschlussarbeit?
Bei meiner Dissertation handelte es sich um eine sprachwissenschaftliche Analyse der „Tagesthemen“-Kommentare zur Wiedervereinigung. Ich musste viel im Archiv des Hessischen Rundfunks arbeiten und die Kommentare auswerten. Manchmal fühlte ich mich wie ein Goldgräber, wenn ich etwas zu meinem Thema fand. Der Kommentar ist ja der Gegenspieler zur Nachricht, die möglichst objektiv sein soll. Dennoch hatte sich kaum jemand mit dem Thema beschäftigt. Das machte es für mich besonders reizvoll.

Was haben Sie beruflich gemacht?
Gleich nach dem Studium habe ich mich als Magier selbstständig gemacht. Die Magie war schon immer mein Kindheitstraum. Sie hat mich mein ganzes Leben lang begleitet. Auch in den USA bin ich damit aufgetreten. Während des Studiums habe ich für „Horizont“, die Marketingzeitung des Deutschen Fachverlags geschrieben. An den Job bin ich durch MTP gekommen, für die ich die Pressearbeit gemacht hatte. Eigentlich habe ich während des Studiums und der Schulzeit immer nebenbei gearbeitet …
Alles mögliche, Regale im Lebensmittelgroßhandel füllen, Endkontrolle im Kassenbereich, Erdbeeren pflücken, Nachhilfe gegeben, als HiWi bei den Anglisten geholfen oder eben für die Zeitungen meiner Eltern. Dadurch konnte ich die Projekte in der Zauberei finanzieren und durch die Auftritte wiederum mein Studium. So bin ich nach und nach meinem Traumberuf näher gekommen. Eine Zeit lang spielte ich mit dem Gedanken Lehrer zu werden oder Journalist. Letztlich habe ich mich doch für den Kindheitstraum, die Magie entschieden.

Wie wird man Magier?
Mit sechs Jahren fing ich an und wuchs nach und nach in die Rolle des Magiers rein. Ich hatte verschiedene Auftritte. Natürlich gab es aus dem Kreise der Familie verschiedene Vorbehalte. Magier ist ja jetzt kein gewöhnlicher Beruf. Sie haben die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und gesagt, „nein auf keinen Fall kannst du Zauberer werden, mach was Richtiges.“ Es gibt zwei Bereiche in der Zauberei. Einmal der Galabereich, der spricht die Firmen an, die beispielsweise ein Mitarbeiterevent planen und ihren Mitarbeitern einen besonderen Abend bieten möchten. Das reicht von Kickoffs, über Motivationsveranstaltung bis hin zu Auftritten als Keynote- Speaker. Und auf der anderen Seite steht das eigene abendfüllende Programm unter dem Motto „Das magische Klassenzimmer“. Im Laufe der Jahre kamen auch noch Fernsehauftritte hinzu, wie zum Beispiel bei „Supertalent“ oder „Verstehen Sie Spass?“ Eine schöne Herausforderung war auch der Auftritt beim Lichterfestival LUMINALE. Da hatte ich – in Zusammenarbeit mit der Firma Stage-Light aus Mühlheim – mit Licht und optischen Täuschungen gezaubert.

Wie viele Stunden die Woche arbeiten Sie?
Eigentlich arbeite ich nicht, sondern gehe permanent meinem Hobby nach. Es ist eine Leidenschaft. Natürlich gibt es auch Sachen die mir nicht so viel Spaß machen, wie die Organisation, Verwaltung und so etwas, aber ansonsten sind die Bereiche Arbeit und Freizeit fließend. Unter dem Strich arbeite ich vermutlich viel, aber es fühlt sich nicht so an. Jedenfalls ist es kein Nine-to-Five-Job.

Was für Shows machen Sie?
Ich kombiniere Magie und Humor, Kabarett und mentale Experimente. Entweder mitten im Publikum oder auf der Bühne. Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag aus? Die Auftritte sind natürlich die markanten Punkte. Aber auch die Verwaltung, die Planung, Organisation und die Entwicklung neuer Tricks sowie die Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Theater, Medien und Handwerk gehören dazu. Es ist ein Mix aus Proben, Recherche, Verwaltung, Stimmtraining, Foto-Shootings usw. Den klassischen Arbeitsalltag gibt es nicht.

Ihr Tipp für Studierende, wie Sie ihren Berufseinstieg oder ihre Berufswünsche am besten meistern:
Es ist wichtig, Sachen auszuprobieren und zu sehen, wer du bist und was dir liegt. Finde heraus, was dir Spaß macht. Es ist nicht immer so einfach wie es klingt. Manchmal merkt man es an Mustern die sich im eigenen Leben wiederholen. Der Gedankenaustausch mit anderen Menschen ist wichtig, auch mal die eigene Komfortzone zu verlassen und zu sehen, wie es auf dem Arbeitsmarkt aussieht. Dieser Spagat zwischen dem Studium und dem ständigen Schielen auf den Arbeitsmarkt ist manchmal eine ziemliche Zerreißprobe.

Aber noch vor 100 Jahren hatten viele Menschen hierzulande kaum Zugang zum Wissen der Welt. Insofern bin ich für die Zeit an der Goethe-Universität unheimlich dankbar.

Karriereplaner - Ausgabe: SS 2014