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Elina Nürenberg

Interview mit Elina Nürenberg

Biochemikerin und CNV, L‘Oreal & Unesco „For Women in Science“-Förderpreisträgerin 2013
Die Fragen stellte Jessica Kuch, Redakteurin CAMPUSERVICE der Goethe-Universität

Elina Nürenberg ist seit 2012 PhD Studierende an der Goethe-Universität im Arbeitskreis von Prof. Dr. R. Tampé „Celluar Biochemistry“. In diesem Jahr wurde die junge Mutter und Biochemikerin mit dem 20.000 Euro dotierten Förderpreis „For Women in Science“ von der Christiane Nüsslein- Volhard Stiftung, L‘Oreal & Unesco ausgezeichnet. Warum sie sich für ein Berufsleben in der Forschung entschieden hat und wie sie an die Universität Frankfurt kam wird im folgenden Interview erörtert.

Wo und wann haben Sie studiert?
Ich habe von 2005 bis 2011 Chemische Biologie an der Technischen Universität in Dortmund studiert. Im April 2012 bin ich dann an die Universität Frankfurt gekommen, um hier meinen Doktortitel zu erhalten.

Haben Sie schon immer eine Leidenschaft für naturwissenschaftliche Themen insbesondere Biochemie gehabt? Bzw. woher stammt sie und ihre ersten Erfahrungen damit?
Meine Leidenschaft entwickelte sich während der Oberstufenzeit. Vorher dachten ich und meine Lehrer sowie Mitschüler, dass ich etwas mit Sprachen machen würde. Doch bereits in der elften Klasse wuchsen meine Interessen für Chemie, Biologie und Mathematik. Insbesondere durch die Teilnahme an einem Schülerpraktikum am Max Planck Institut für molekulare Physiologie in Dortmund. Mich hat die Laborarbeit und Arbeitsweise inspiriert. Forscher können gehen und kommen wann sie wollen, das heißt nicht, dass sie nichts leisten, sondern sie allein sind für ihr Projekt und ihre Aufgaben verantwortlich. Ob nachts, vormittags, mittags oder abends, man macht es für sich selbst. Hauptsache das eigene Forschungsprojekt macht Fortschritte und die Ziele werden erreicht.

Warum der Wechsel nach Frankfurt?
Es ging nicht direkt um Frankfurt. Ich wollte auf jeden Fall nach dem Studium von Dortmund weg. Die Stadt hat nicht viele kulturelle Angebote und gerade Kindern kann sie nur wenig bieten. In Frage kamen Frankfurt, Stuttgart, München, Hamburg, Berlin, Regensburg, sogar in Österreich habe ich mich beworben, Städte wie Jülich, Jena oder dergleichen kamen für mich und meine Familie nicht in Frage. Danach habe ich mich in den Städten umgeschaut, welche Arbeitsgruppen es da gibt, mit was sie sich beschäftigen und welche Themen mich interessieren. Dann schrieb ich einfach Initiativbewerbungen. Kurze Vorstellung über meine Person sowie Forschungsschwerpunkte und äußerte mein Interesse für die jeweilige Arbeitsgruppe. Es gab Absagen, ein paar Einladungen zu Bewerbungsgesprächen und die Universität in Dortmund bot mir direkt nach dem Studium einen Job an. Für den ich mich im Notfall immer noch entscheiden konnte. Dann hat es hier in Frankfurt geklappt. Ich erhielt eine Einladung zum Vorstellungsgespräch, stellte mich persönlich vor und bekam kurz darauf die Zusage. Die Suche nach einer Wohnung für mich und meine Familie gestaltete sich etwas schwierig, im Gegensatz zu meinem Forschungsantrag, mit dem ich direkt anfing. Mein Doktorvater ist Prof. Robert Tampé. In seinem Arbeitskreis fing ich dann im April 2012 an. Mir wurden drei Projekte zur Auswahl gestellt. Ein chemisches, eins im Bereich der Nanobiotechnologie und ein Projekt in der Biochemie. Ich habe mich für die Biochemie entschieden.

Wollten Sie schon immer einen akademischen Werdegang beginnen?
Ich wusste anfangs nicht genau was ich wollte. Ich wollte sehr gerne in die Forschung. Doch mir wurde gesagt, dass der Einstieg sehr schwierig sei. Ich wollte mir die Wege offen halten. Als Biochemikerin hat man vielseitige Möglichkeiten. Du kannst neben der Forschung auch in die Industrie oder Consulting gehen. Jetzt mit dem Stipendium „For Woman in Science“, mit dem Frauen gefördert werden, die später in der Forschung arbeiten und ich vielseitiges positives Feedback über meine Arbeit erhalte, kristallisiert sich für mich doch immer weiter heraus, dass ich meinen Weg in der Forschung fortsetzen werde.

Welche beruflichen Möglichkeiten hätten Sie noch?
Wie gesagt, als Biochemikerin kann man auch in die Industrie und ins Consulting. Es gibt in der Industrie kleinere Unternehmen, neben den Großfirmen wie Bayer, Roche, L’Oreal und ähnliche die sich auf Biotechspezialisiert haben. Entweder bieten diese dann kleinere Dienstleistungen für die Forschung an oder sie entwickeln für die Medizin verschiedene Tests. Ich glaube der Consulting Bereich ist klar.

Was möchten Sie nach Ihrem Doktorabschluss machen?
Ich würde gerne den PostDoc machen, doch ich muss erst mal schauen was kommt. Ich brauche für meine Promotion noch eine Publikation. Daran arbeite ich gerade.

Möchten Sie in Frankfurt bleiben?
Ich mag Frankfurt und würde gerne hier bleiben. Auch ist der Austausch zwischen Wissenschaftlern und das Arbeiten an verschiedenen Universitäten wichtig. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, mit meiner Familie hin und her zu reisen. Eher könnte ich mir vorstellen, dass ich für einen bestimmten kurzen Zeitraum alleine fahre. Doch eins nach dem anderen, erst mal muss ich die Doktorarbeit absolvieren.

An was für einem Projekt arbeiten Sie gerade?
Es geht um Proteinbiosynthese in der Zelle. Erst vor fünf Jahren hat die Arbeitsgruppe von Prof. Tampé entdeckt, dass das Protein ABCE1 für das Recycling der Ribosomen verantwortlich ist. Die Ribosomen sind makromolekulare „Fabriken“, in denen Proteine in der Zelle hergestellt werden. Ich untersuche die Dynamik dieses Proteins und die biochemischen Vorgänge die diese antreiben: wo und wann werden die energiehaltigen ATP Moleküle gebunden, wann bindet es ans Ribosom, wann wird ATP gespalten und wie sind die Auswirkungen für ABCE1 und das Ribosom. Gerade diese Forschung, des Kleinen fasziniert mich.

Ihre Botschaft an die Studierenden wie Sie am besten Ihren beruflichen Werdegang anpacken können?
Die Initiative sollte man selber ergreifen. Es ist wichtig Spaß daran zu haben, es zu wollen und es mögen. Wenn man sich mit dieser Einstellung und Ausstrahlung irgendwo bewirbt dann schafft man das auch. Zögern hat noch keinen weiter gebracht. Schritt für Schritt seinen Traum erfüllen, wirklich versuchen die Thematik zu verstehen und zu begreifen.

Karriereplaner - Ausgabe: WS 2013/2014