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Timo Andrasch

Einen Sommer lang „BACKSTAGE“
bei Clifford Chance

Zwei Wochen London, vier Wochen Frankfurt, Einblick in eine Großkanzlei und jede Menge spannende Erfahrungen: Das „European Summer Student Scheme“ von Clifford Chance und ihr BACKSTAGE-Paktikantenprogramm bieten angehenden Juristen die Möglichkeit, internationale Luft zu schnuppern. Ein Interview mit Timo Andrasch, im Sommer 2013 Praktikant bei Clifford Chance.

STECKBRIEF
Timo Andrasch (24)
studiert Rechtswissenschaften an der Humboldt Universität in Berlin und verbrachte den Sommer 2013 als Praktikant bei Clifford Chance.

Wie verlief das erste Kennenlernen in London?
Bevor wir unseren jeweiligen Abteilungen zugeteilt wurden, bot uns Clifford Chance ein umfangreiches Einführungsprogramm. Neben der Vorstellung der einzelnen Praxisbereiche und Networking-Events mit Trainees und Associates umfasste diese Einführung auch ein erstes „Anbaden“ und „Warmlaufen“ in der firmeneigenen Schwimmhalle und dem firmeneigenen Fitnessstudio.

Wie der Name „European Summer Student Scheme“ schon andeutet, ist das Praktikum keine rein deutsche Veranstaltung. Neben den acht deutschen Praktikanten fanden sich auch mehrere aus den anderen europäischen Büros in London ein. Bei den vielen Veranstaltungen, beim Mittagessen und zu gelegentlichen „Frozen-Yoghurt-Pausen“ – wie auch an den Wochenenden – hatte man ausreichend Gelegenheit, die anderen Studenten kennenzulernen, sodass das Praktikum zu einer interkulturellen Erfahrung wurde.

Wie sah dein Arbeitsalltag in London aus?
Am zweiten Tag lernten wir den Supervisor und den „Buddy“ kennen, die jeder von uns zugeteilt bekam. Der Supervisor ist ein Partner oder ein erfahrener Associate, der einen mit Arbeitsaufträgen versorgt. Der „Buddy“ ist ein Trainee, mit dem man einen etwas informelleren Umgang pflegen kann und der sich um das „Wohlbefinden“ der Praktikanten kümmert.

Ich war dem Real Estate-Bereich zugeordnet und hatte sehr gute Betreuer: Beide waren nicht nur menschlich toll, sondern nahmen sich eine Menge Zeit, mir alles von Beginn an zu erklären. Meine Befürchtungen, vom englischen Recht doch kaum eine Ahnung zu haben und von daher nur ein Hindernis in Form einer Zeitvernichtungsmaschine für die Anwälte zu sein, zerschlugen sich schnell. Zum einen sind die typischen Großkanzlei Rechtsgebiete auch für die englischen Praktikanten und Trainees Neuland, zum anderen merkte ich bei der Überprüfung von Grundbucheinträgen und sachen-rechtlichen Fragen zum Immobilienkauf, dass viele Strukturen dem deutschen Recht ähnlich sind und dass man mit der viel gerühmten Methodenkompetenz deutscher Juristen auch englische Rechtsfragen lösen kann.

Vorwiegend wurde ich – wie die meisten anderen Praktikanten auch – für kleinere Rechercheaufgaben eingesetzt. War kurzzeitig mal nichts zu tun, konnte ich meine Supervisorin zu Telekonferenzen und Meetings begleiten.

Wer ein Praktikum in einer fremden Stadt absolviert, will diese auch kennen lernen und auch Kollegen einmal außerhalb der Büroflure treffen. Gab es hierzu Gelegenheit?
Das Londoner Büro hatte ein ausgefeiltes Rahmenprogramm zusammengestellt, sodass auch nach der anderthalbtägigen Einführungsveranstaltung kaum ein Tag verging, an dem kein Social Event stattfand. Ob bei einem Bier im „Budgies“ (der Pub im Büro), an einem schönen Sommerabend im Open-Air-Theater oder bei einem netten Dinner in Canary Wharf – es gab viele Möglichkeiten, die anderen Praktikanten, Clifford Chance und London von einer anderen Seite kennenzulernen. Besonders toll war, dass immer auch einige Anwälte die Veranstaltungen begleiteten, sodass man die Möglichkeit hatte, in lockerer Atmosphäre mit einem Partner über das britische Steuersystem, die Premier League oder den Sinn des Lebens zu philosophieren.

Was war dein persönliches Highlight in London?
Mein persönliches Highlight in London war die Teilnahme an einer „Pro Bono FreeLaw Session“. Clifford Chance gibt in einem Londoner Gemeindezentrum wöchentlich kostenlosen Rechtsrat für Bedürftige. Ich durfte eine FreeLaw-Veranstaltung begleiten und empfand den Perspektivwechsel von den zum Teil milliardenschweren Immobilientransaktionen im Real Estate hin zu den Mietkaution-Streitigkeiten in Sozialwohnungen als sehr spannend.

„BACKSTAGE“ bei Clifford Chance in Frankfurt– Was kannst du uns über den zweiten Teil deines Praktikums berichten?
Auf die beiden Wochen in London folgte das vierwöchige Praktikum bei Clifford Chance in Frankfurt. Auch hier erwartete uns eine ausführliche Einführungsveranstaltung und ein Rahmenprogramm, das unter anderem einen Besuch der Frankfurter Börse, eine Veranstaltung zum Legal Englisch und ein Verhandlungstraining umfasste. Der Empfang und die Betreuung von meinem Mentor in meiner Frankfurter Abteilung (Corporate) war ebenso herzlich wie in London. Das Praktikum war etwas länger, daher war ich intensiver in die Mandatsarbeit eingebunden und hatte mehr Rechercheaufgaben.

Entgegen vorherigen Bekundungen von Kommilitonen, dass die Großkanzleiwelt nichts mit dem Studium zu tun habe und das Uni-Wissen lediglich belanglose Theorie sei, musste ich erstaunlich oft zum Palandt greifen. Bei der anstehenden Examensvorbereitung werde ich beim Meinungsstreit zur fehlerhaften Gesellschaft also nicht mehr an die typischen, jedem Jurastudenten bekannten Parteien „A, B und C“ denken, sondern an das deutsche Großunternehmen, das in Luxemburg fehlerhaft eine Gesellschaft zur Steuervermeidung gegründet hat und nach den Grundsätzen der fehlerhaften Gesellschaft eine Immobilientransaktion rückabwickeln musste.

Wie liefen Organisation und Finanzierung ab?
Der Praktikumszeitraum für London wird jedes Jahr neu festgelegt und ist von daher nicht verhandelbar. Verbunden damit ist immer auch ein Praktikum in Deutschland, bei dessen zeitlicher Gestaltung Clifford Chance sehr flexibel ist: Es ist möglich, das deutsche Praktikum vor London, nach London oder zwei Wochen vor und zwei Wochen nach London zu absolvieren. Die Bewerbung für das Programm muss bis zum 15. März des jeweiligen Jahres in englischer Form vorliegen.

Allen, die nach der Lektüre dieses Berichts „Blut geleckt haben“ und sich gerne für das „European Summer Student Scheme“ bewerben möchten, sei gesagt, dass man sich um die Finanzierung keine Sorgen machen muss. Clifford Chance übernimmt die Flug- und Übernachtungskosten in London, und das Praktikantengehalt sorgt dafür, dass das Praktikum selbst in so einer teuren Großstadt wie London zu keinem „Verlustgeschäft“ wird.

Wie sieht dein Fazit nach 6 Wochen aus?

Das Programm in Frankfurt und London ist eine tolle Gelegenheit, einen authentischen Eindruck von Clifford Chance zu bekommen und herauszufinden, ob das Großkanzlei- Leben im Allgemeinen und Clifford Chance im Speziellen einem zusagt. In London kann man das internationale Flair der Kanzlei erleben und bekommt die Möglichkeit, sein Rechtsenglisch auf den Prüfstand zu stellen und zu verbessern. Hilfreich ist auch der Kontakt zu Anwälten. Sie haben die Examensvorbereitung, das Referendariat, ein LL.M. Programm und/oder eine Doktorarbeit natürlich schon hinter sich und können hilfreiche Tipps und Anregungen für die Uni- Karriere geben.

Am positivsten überrascht war ich jedoch von der tollen Atmosphäre bei Clifford Chance. Während der sechs Wochen habe ich viele nette Mitpraktikanten und Anwälte kennengelernt, die mich gerne an die Zeit bei Clifford Chance zurückdenken lassen.

Karriereplaner - Ausgabe: WS 2013/2014