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Interview mit Philipp Herrmann,

Praktikant bei der Deutschen Bank

„Ich habe einen Einblick in verschiedenste Tätigkeitsbereiche bei der Bank bekommen, (…) an zahlreichen Workshops und sozialen Events teilgenommen. Kurzum: Ich hatte viele Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen.

Wie sind Sie auf die Deutsche Bank aufmerksam geworden?
Nach meinem Bachelorabschluss wollte ich, bevor ich mit dem Masterstudium beginne, zunächst etwas berufspraktische Erfahrung sammeln. Täglich erfuhr ich über die Medien von der immer noch anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise, die Occupy- Bewegung war auf ihrem Höhepunkt und besetzte den Willy- Brandt- Platz in Frankfurt dauerhaft. Ich als Psychologe hatte weder einen Bezug zu alldem, noch verstand ich, worum es wirklich ging. Was mir auffiel, war, dass plötzlich alle von den „Bankern“ sprachen und damit einen ganz bestimmten Typus Mensch meinten. Meist schwang eine negative Bedeutung mit. Solche Pauschalisierungen machen mich immer misstrauisch und ich wollte mir selbst ein Bild machen. Dazu kam, dass die Deutsche Bank sich gerade in einer Situation des Umbruchs befand. Die Ära von Dr. Josef Ackermann ging zu Ende. Mit Anshu Jain und Jürgen Fitschen sollten zwei neue Vorstandsvorsitzende an die Spitze von Deutschlands größtem Kreditinstitut treten. Mich hat interessiert, was dieser Wechsel mit sich bringt.

Gibt es ein besonderes Erlebnis aus Ihren Bewerbungsgesprächen, das Sie teilen möchten?
Ich wusste zunächst gar nicht, was mich erwartet. Meine Bewerbung war eine Initiativbewerbung um eine Stelle im Human Resources (HR)- Bereich, die Einladung erfolgte dann vom Team „Strategie und Steuerung Berufsausbildung“. Was verbirgt sich dahinter überhaupt? Welche Aufgaben könnten auf mich zukommen? In einer sehr offenen Gesprächsatmosphäre erläuterten der Leiter der Berufsausbildung Deutschland und eine Kollegin aus dem Team, was die Berufsausbildung derzeit umtreibt und an welchen Projekten ich mitarbeiten könnte. Darunter waren auch einige, an denen ich eine Schnittstelle zu meinem Studium erkannte – für mich natürlich besonders spannend! So kam zur generellen Neugier auf die Bankenbranche ein fachliches Interesse hinzu. Ich freute mich daher sehr, als zwei Tage nach dem Interview die Zusage kam. Der 25. Stock in Turm B sollte also für fünf Monate mein neuer Arbeitsplatz sein!

Wodurch zeichnet sich Ihrer Ansicht nach Ihre Praxiserfahrung aus?
Im Team „Strategie und Steuerung Berufsausbildung“ werden konzeptionelle Themen der Berufsausbildung der Deutschen Bank bearbeitet. Das betrifft einerseits Ausbildungsinhalte an sich. Eine Frage, die wir uns beispielsweise stellten, war, wie wir die Phase „Investieren“ praxisnäher gestalten können. So entwickelten wir gemeinsam mit der F.A.Z. ein Börsenspiel, bei dem der Ausbildungsjahrgang in einer eigenen Gruppe spielerisch Erfahrungen mit dem Wert papiergeschäft sammeln konnte. Andererseits hatten wir auch übergreifende Projekte, wie zum Beispiel die Überprüfung der Ausbildungsstandards. Besonders hervorzuheben ist die tolle Betreuung, die ich während meines Praktikums hatte. Schon ab dem ersten Tag wurde ich aktiv eingebunden, und das sollte sich auch während der folgenden fünf Monate nicht ändern. Ich durfte weitgehend eigenverantwortlich arbeiten, habe aber in einem wöchentlichen Vieraugengespräch immer noch Feedback bekommen oder konnte Unklarheiten ausräumen.

Wie erleben Sie Ihre Arbeitsumgebung bei der Deutschen Bank?
Die Arbeitsatmosphäre war immer „professionell entspannt“. Auf der einen Seite waren wir alle konzentriert bei der Arbeit, auf der anderen Seite blieb aber auch der Humor nicht auf der Strecke. Auch in Phasen, in denen es hoch herging, blieb die Stimmung so angenehm. Sehr wertvoll war für mich auch der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Teams. Losgelöst von Hierarchie und Arbeitspensum nahm sich ausnahmslos jeder, den ich darauf ansprach, die Zeit, um mir bei einem Kaffee über sein Tätigkeitsfeld in der Bank zu berichten. So habe ich nicht nur innerhalb des Teams Berufsausbildung viel gelernt, sondern auch noch einen Einblick in andere Bereiche der Deutschen Bank bekommen können.

Was hat Sie am meisten überrascht bei der Deutschen Bank?
Die fünf Monate vergingen wie im Flug. Ich habe einen Einblick in verschiedenste Tätigkeitsbereiche bei der Bank bekommen, habe einen Tag lang Fondsmanagern bei der DWS über die Schulter geschaut, an zahlreichen Workshops und sozialen Events teilgenommen. Kurzum: Ich hatte viele Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen. Nur einen Typus Mensch habe ich nicht fi nden können: den raffgierigen, egozentrischen Banker, der nur auf den nächsten Bonus schielt. Klar, mag man mir entgegnen, fünf Monate sind eine kurze Zeit und die paar Mitarbeiter sind nur ein Bruchteil der weltweit über 100.000 Angestellten. Trotzdem habe ich genug gesehen und eine Kultur kennengelernt, die die von den Medien gestreuten und in der Gesellschaft verbreiteten Vorurteile nicht rechtfertigt.

Was haben Sie persönlich für sich und Ihre Karriereentwicklung bisher mitgenommen?
Rein fachlich habe ich viel über Projektmanagement gelernt. Zum Beispiel, wie wichtig es ist, alle Parteien mit einzubeziehen. Daraus ergibt sich auch der große Wert von Vielfalt, den ich so erstmals abseits vom Papier erfahren durfte. Es ist beeindruckend zu sehen, wie ein Projekt allein dadurch reift, dass es aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird. Darüber hinaus hat sich mein Interesse am Verstehen wirtschaftlicher Zusammenhänge weiter verstärkt. Die Finanzbranche ist unglaublich komplex – aber ist das der Motor eines Autos nicht auch? Ich finde es spannend, gerade in dieser Phase der noch anhaltenden Krise mitzuverfolgen, wie sich die Dinge entwickeln und welche Auswirkungen dies auf Unternehmen in der Branche, aber auch die Wirtschaft als Ganzes hat. Was ich vor dem Praktikum nicht gedacht hätte, ist, dass ich so einen Spaß am Netzwerken entwickeln würde. Man liest zwar überall, wie wichtig das ist. Ich selbst fand das immer etwas seltsam. Oberflächlichen Small Talk mit Leuten, die ich nicht kenne? Wer’s mag. Auch heute gefällt mir der Begriff „Netzwerken“ noch nicht. Vielleicht liegt das daran, dass für mich dabei immer mitschwingt, dass es nur darum geht, sich durch die Kontaktpfl ege selbst einen Vorteil zu verschaffen. Für mich war viel interessanter zu sehen, wie unterschiedlich die Hintergründe, Ausbildungen und auch Weltanschauungen der Kolleginnen und Kollegen waren, mit denen ich mich ausgetauscht habe. Ich möchte diese Gespräche nicht missen, weil sie meinen Horizont erweitert haben.

Wie schaut Ihr Tipp für zukünftige Bewerber aus?
Wenn man sich für ein Praktikum oder einen Einstieg bei der Deutschen Bank AG interessiert, sollte man natürlich prinzipiell aufgeschlossen für die Finanzbranche sein und Interesse daran mitbringen. Obwohl der HR- Bereich Personaldienstleistungen anbietet, ist es trotzdem wichtig, ein grundlegendes Verständnis für die Geschäftsfelder der Bank zu haben. Aber es geht meiner Meinung nach auch darum, sich mit den Produkten identifizieren zu können bzw. ihre Bedeutung zu erkennen. Darüber hinaus ist es natürlich schon so, dass die Kultur der Finanzprodukte sehr schnelllebig ist. Man sollte also flexibel sein und offen für Veränderungen. Dabei sollte man aber nicht einfach im Strom mitschwimmen. Vielmehr wurde ich auch immer darin bestärkt, die Strömungsrichtung zu hinterfragen und weiter zu denken.

Karriereplaner - Ausgabe: SS 2013