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Oliver deVille

Interview mit Oliver deVille,

Produzent und Inhaber von Villa-Productions

Die Fragen stellte Jessica Kuch, Redakteurin/Öffentlichkeitsarbeit CAMPUSERVICE der Goethe-Universität

Wie bist du zur Musik gekommen?
Bereits mit 5 Jahren, hatte ich klassischen Klavierunterricht, allerdings wohl mehr auf Wunsch meiner Eltern. Erst mit 16 gründete ich dann meine erste Band. Ich spielte zunächst in diversen RockBands, was mit der Band „Hydrotoxin“, einer angesagten ProgressivMetalBand, seinen Höhepunkt fand. Irgendwann baute ich noch während der Studienzeit ein erstes Studio und hatte schnell meine erste Goldene Schallplatte.

Wie bist du Produzent geworden?
Mit viel, viel Fleiß, noch mehr Mut und vor allem nächtelanger Arbeit. Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, in denen ich 3 Stunden unter dem Mischpult geschlafen habe, um dann nochmal um 5 Uhr morgens an einer Produktion weiterzumachen. Früher war ja alles anders. Da konnte nicht jeder, der einen PC oder Mac hat mal eben einen Song produzieren. Da musstest du alles selber machen. Die Anforderungen waren wesentlich höher, was technisches KnowHow angeht.

Wie bist du auf das Genre gekommen?
Ich war lange Zeit nur im DanceSektor tätig. Ich kam dann durch Ralph Siegel zum Schlager, der mich 2002 anrief und einen PopAct von mir singen wollte. Ich hätte damals jeden Eid geschworen, niemals Schlager zu produzieren, denn das galt ja gemeinhin als „uncool“. Doch irgendwie packte mich dann die von Ralph versprühte „EurovisionAtmosphäre“, wo ich als Remixer von Corinna May‘s „I can‘t live without music“ quasi auch indirekt Deutschland mit vertrat. Ein Jahr später war ich dann bei Ralph wieder dabei. Uns verband ein fast schon freundschaftliches Band. Irgendwann kam dann noch der Einfluss aus Mallorca mit in meine Musik, wo sich meine jahrelange Erfahrung im DanceBereich dann bemerkbar machte. Auch in diesem Genre ist der Weg steinig und hart. Doch seit 2010 habe ich auch hier mit Produktionen für Acts wie AnnaMaria Zimmermann, Schäfer Heinrich, Die Ludolfs, etc. gut mitmischen können.

In welchem Verhältnis steht das zu Deinem Studiengang?
Ich glaube, man muss heutzutage weder Abitur noch ein Studium haben, um Erfolg zu haben. Die Frage ist, ob man Visionen hat und diese auch bereit ist, gegen den Strom bzw. gegen die gleichgeschaltete Meinung der Masse auch umzusetzen. Ich nenne das mal Entrepreneurship. Leider gibt es davon in Deutschland viel zu wenige, weil man schon in jungen Jahren von Jobcentern und Co. in ein „AngstKorsett“ gepresst wird, was keinerlei Kreativität mehr zulässt.

Aufgaben eines Produzenten/Managers?
Als Produzent bist du ja quasi Mann für alles. An erster Stelle sollte jedoch die Musik stehen. Die Seele kann sich guter Musik nicht entziehen und du kannst ein schlechtes Produkt nicht verkaufen, auch wenn das Marketing noch so gut ist... Aber natürlich musst du dich gerade als Manager auch um alle anderen Belange, wie Rechtsfragen, Abrechnungen, etc. kümmern und auch die persönliche Komponente darf dabei nicht zu kurz kommen. Schließlich verkaufen wir Emotionen und keine Kopierer, Versicherungen oder dergleichen.

Welche Stars stehen unter Deinem Vertrag?
Unter Vertrag sehr wenige, auf meiner Referenzliste dafür umso mehr. Das liegt daran, dass es einfach in diesem Genre eine Menge Auftragsproduktionen gibt. Aber gearbeitet habe ich schon für Tim Toupet, AnnaMaria Zimmermann, Schäfer Heinrich, Geier Sturzflug, Chris Roberts, etc. Aber derzeit Bauen wir auch viele neue Künstler auf, wie zum Beispiel die Boyband Phrasement, mit der wir sogar einen MajorDeal bekommen haben und derzeit in allen Medien vertreten sind.

Kreierst du die Texte und/oder Melodien?
Ja, klar, Songwriting ist eine wichtige Komponente geworden. Früher waren es mehr CoverVersionen, mittlerweile sind es eher Eigenkompositionen, die Erfolg haben. Das ist auch der Grund, warum ich mit dem Meisel Verlag eine eigene Edition gegründet habe.

Wie bist du zu Deinen Aufträgen gekommen?
Das wichtigste ist ein gutes Netzwerk, danach kommt aber auch gleich, dass du handwerklich einfach gut bist. Nein, nicht nur gut, sehr gut... Die Leute wollen kein Mittelmaß. Ich glaube, mein eigenständiger Sound und meine professionelle Arbeitsweise waren mein größter Fürsprecher. Die Leute wollen eben im Vorfeld wissen, dass sie ein tolles Produkt bekommen, was eine faire Chance auf Erfolg hat.

Wie sieht dein Tagesgeschäft/Berufsalltag aus?
40% ist das Musik machen als solches. Der Rest ist Verwaltung und Promotion. Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Dach. Man muss seinen Laden schon zusammenhalten und der Verantwortung für alle Beteiligten gerecht werden, wie z. B. Grafiker, Studiomusiker, etc., die ja alle von einem leben.

Bist du bei den Auftritten dabei?
Ich betreue mittlerweile produktionstechnisch über 30 Acts, das ist bisweilen gar nicht möglich bei allen Auftritten dabei zu sein und seitens der Künstler ja auch gar nicht erwünscht. Bei Künstlern, bei denen wir auch das Management machen, wie z.B. Phrasement ist natürlich eine Präsenz bei Auftritten unerlässlich.

Ist das Dein Wunschberuf?
Ich habe gelernt, dass nicht alles im Leben schwarz oder weiß ist. Die Branche ist ein Haifischbecken und je erfolgreicher du bist, desto mehr kommen die Neider aus ihren Löchern. Da musst du teilweise echt ein „harter Hund“ sein. Am Ende setzt sich aber auch eine langjährige Erfahrung und damit verbundenes Fachwissen immer durch.

Dein Tipp für alle Studierende, um ihren Berufswunsch in Erfüllung gehen zu lassen:
Mut zur Lücke!!! Und den Mut, dass zu machen, was einem Spaß macht. Soll heißen: niemals für die Eltern oder um irgendwelche Erwartungen zu erfüllen studieren. Schließlich verbringt man mehr als 30% seines Lebens in seinem Job. Eine lange Zeit wie ich finde, da sollte man schon was machen, was einen wirklich packt. Dieses ist aber in Deutschland wohl eher eine Seltenheit. Für alle, denen der Mut dazu fehlt, sollten sich mal den Song von Klaus Hoffmann „Als wenn es gar nichts wär“ anhören. Man sollte seine Träume nicht verraten, es holt einen früher oder später ein, in welcher Form auch immer, aber profitieren tun letztendlich davon wohl nur die Psychologen.

STECKBRIEF

Name
Oliver deVille

Studium
Universität Hannover, Architektur

Studienabschluss
Diplom

Berufserfahrung (nur die Wichtigsten)
Universal Music Publishing (ExclusivAutor)
2000-2012

Jupiter Records (Ralph Siegel)
2002-2005: Producer, Remixer

Beverly 2005-heute: Auftragsproduktionen im PartySchlagerSegment

VillaProductions UG (haftungsbeschränkt)
2000-heute: Produktionen für nahezu alle gängigen Plattenfirmen, wie z.B. EMI, Universal, BMG, etc.

Edition Oliver deVille seit 2012
PhrasementManagement, Producer

mehr unter: http://www.villa-productions.de/

Karriereplaner - Ausgabe: WS 2012/2013