Interview mit Aissam Charrak – Einrichtungsleitung Wohngruppe Vilbeler Landstraße Stationäre Jugendhilfe
Ich bin damals durch die Empfehlung eines Bekannten auf das DRK Frankfurt aufmerksam geworden.
Alle Führungskräfte, mit denen ich zusammengearbeitet habe, gaben mir immer wieder den Raum, verschiedene Tätigkeiten auszuüben, mich zu erproben, Erfahrung zu sammeln und selbstständig Ideen zu entwickeln.
Für mich ist es der zwischenmenschliche Aspekt: Jugendliche in ihrem Alltag zu erleben und zu verstehen und dann geeignete Hilfe auf Basis meiner Erkenntnisse anbieten zu können.
Ja, absolut. Die Erfahrungen, die meine Kolleg*innen und ich in der Jugendhilfe sammeln, fördern die Weiterentwicklung der eigenen Denkweise.
Auf jeden Fall. Einer der Grundsätze, – ich würde sagen der wichtigste – der meine Arbeit beim DRK prägt, ist die Menschlichkeit. Und die nehme ich auch in der täglichen Zusammenarbeit wahr. Niemand wird allein gelassen. Außerdem schätze ich die Unterstützung bei der persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung sehr.
Nach meinem ersten Abschluss im Bereich Wirtschaft wollte ich mich unbedingt in einem anderen Bereich ausprobieren. Ich habe mir damals die Frage gestellt, welche Richtung mich begeistern könnte. Nach einer langen Recherche bin ich auf die Erziehungswissenschaft gestoßen. Ich wollte wissen, was das Ziel in diesem Fachbereich ist. Als ich mich intensiv über Erziehungswissenschaften informiert habe, ist mir klar geworden, dass mich zwei Schwerpunkte besonders interessieren, die im Grunde auf der Kinder- und Jugendhilfe basieren: Nämlich wissenschaftlich zu pädagogischen Konzepten und Lernmethoden zu forschen und diese im Anschluss auch zu entwickeln und umzusetzen.
Während meines Studiums bekam ich dann eine Stellenempfehlung von einer Kommilitonin, die beim DRK Frankfurt in einer großen Gemeinschaftsunterkunft im Stadtteil Rödelheim tätig war. In dieser Phase habe ich den Bereich Kinder- und Jugendhilfe kennengelernt. Damals begleitete ich geflüchtete und traumatisierte Kinder und Jugendliche im pädagogischen Alltag bei Sportaktivitäten und kreativen Holzprojekten, für deren Planung und Durchführung ich verantwortlich war. Im Jahr 2020 erhielt ich intern das Angebot, in der vollstationären intensivpädagogisch-therapeutischen Kinder- und Jugendhilfewohngruppe „Borsigallee“ zu arbeiten. Dort konnte ich wertvolle Erfahrungen mit psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen und deren spezifischen Bedarfen sammeln, Einblick in die verschiedenen Krankheitsbilder erhalten, sowie therapeutische, pädagogische und lösungsorientierte Arbeitsmethoden anwenden.
2023 bot mir meine Führungskraft den nächsten Entwicklungsschritt an – die Hausleitung einer anderen vollstationären intensivpädagogisch-therapeutischen Kinder- und Jugendhilfewohngruppe „Vilbeler Landstraße“. Seit Anfang dieses Jahres bin ich dort als Einrichtungsleitung tätig, was mir bisher großen Spaß macht und weitere Lernfelder eröffnet.
Als Erziehungswissenschaftler*in hat man sehr vielfältige Möglichkeiten zu arbeiten. Es gibt so viele verschiedene Bereiche, in denen wir uns verwirklichen können, dass es schwer ist, den Überblick nicht zu verlieren. Deshalb ist sehr wichtig, z. B. durch Praktika und Hospitationen, tiefere Einblicke zu sammeln und so viel wie möglich auszuprobieren bzw. eigene Erfahrungen zu machen, um die persönlich richtige Aufgabe zu finden. Im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ist die Arbeit sehr interessant und erfordert viel Geduld. Der zwischenmenschliche Aspekt kann viel Freude bereiten, aber auch herausfordern. Dieser Abwechslungsreichtum ist das, was die Arbeit für mich und mein Team so spannend macht, da wir in dem Bereich nie auslernen.
Karriereplaner - Ausgabe: SoSe 2024