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Interview mit dem Singer-Songwriter Duo ‚Romie‘ – Jule Heidmann & Paula Stenger

„Gemeinsam hauchen wir dem Song die „Romie-Seele“ ein.“

Jule Heidmann und Paula Stenger sind zusammen das Singer-Songwriter Duo ‚Romie‘. Ein Duo mit engelsgleichen Stimmen. So perfekt aufeinander abgestimmt, dass sich zwei gefunden haben, die sich finden mussten.

Jule Heidmann, Jahrgang 92, kommt aus Dreieich, studiert auf Lehramt Musik und Spanisch, 7. Semester.

Paula Stenger, Jahrgang 93, kommt aus Goldbach, in der Nähe von Aschaffenburg, studiert Lehramt Musik und Deutsch, 7. Semester.

Wie und wo habt ihr euch kennen gelernt?
Jule: Wir sind beide im gleichen Semester. Der AStA unserer Hochschule veranstaltet jedes Jahr eine Ersti-Apfelweinkneipentour zum Kennenlernen. Dort haben wir uns gefunden. Auf dem Weg zur Kneipe liefen wir nebeneinander her und redetet über Bands und Musik, was der andere so hört. Als raus kam, dass wir beide eher unbekanntere Bands wie beispielsweise die ‚Civil Wars‘ kennen, beschlossen wir uns zum Jammen zu verabreden.

Was genau studiert ihr und seit wann?
Jule: Ich studiere seit dem Sommersemester 2013 ‚L3‘, also Lehramt an Gymnasien, mit der Fächerkombination Musik und Spanisch. Davor hatte ich von 2011 bis 2013 Bachelor Gesang, also Operngesang in Mannheim studiert. Ich musste allerdings feststellen, dass ich diesem Studiengang nicht gewachsen war und so wechselte ich auf Lehramt nach Frankfurt.
Paula: Ich studiere im Prinzip das Gleiche wie Jule, auch Musik auf Lehramt an Gymnasien, allerdings mit dem Zweitfach Deutsch. Das besondere an unserem Studiengang ist, dass wir an zwei verschiedenen Institutionen studieren. Musik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und unser Zweitfach Deutsch, bzw. Spanisch an der Goethe-Universität. Das ist möglich, da die Studien- und Prüfungsordnung für die Lehramtsstudiengänge der Goethe-Universität und der HfMDK zusammen erschlossen wurden.

Was ist euer Lieblingsfach, gibt es sowas überhaupt?
Jule: Schupra, Schulpraktisches Klavierspielen, da lernen wir im Einzelunterricht beispielsweise das Beigleiten von Popsongs, Jazzstandards oder Volksliedern und singen dazu. Später können wir das dann in der Schule praktisch anwenden und mit den Schülern gemeinsam einstudieren.
Paula: Schupra mag ich auch sehr gerne, noch lieber aber mag ich mein Hauptfach, Gesang.

War euer Kindheitstraum Musiklehrerin zu werden?
Paula: Bei mir kam der Entschluss erst ziemlich spät. Ich habe erst Block-, später Querflöte gelernt und mit 15 Jahren erst Klavierunterricht. Gesungen habe ich schon von klein auf. In der Schule war ich im Schulchor, mit 17 habe ich dann endlich Gesangsunterricht bekommen. Damit kam dann auch mein Wunsch, Musik zu studieren. Hätte ich Klavier als Hauptfach wählen wollen, hätte ich schon viel früher mit Unterricht beginnen müssen, um die geforderten Fingerfertigkeiten zu besitzen. Bei Gesang ist ein großer Fortschritt möglich, wenn man erst später mit Gesangsunterricht anfängt. Zu meinem Glück. So habe ich dann schließlich im Sommersemester 2013 die Aufnahmeprüfung mit Hauptfach Gesang bestanden.
Jule: Ja, das stimmt. Manche entdecken auch erst mit 20 ihr Talent zum Singen und kommen noch sehr weit. Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe schon immer Musik gemacht. Angefangen habe ich auch mit Blockflöte, Klavierunterricht und mit 13 habe ich Gesangsunterricht bekomme. Bereits in der Mittelstufe kam bei mir der Wunsch auf, Musiklehrerin zu werden. Mit 17 allerdings wurde das Singen für mich immer interessanter und ich habe mich darauf konzentriert. Mit 19 bewarb ich mich dann an der Musikhochschule in Mannheim, begann dort nach bestandener Aufnahmeprüfung mein Gesangsstudium. Doch leider musste ich feststellen, dass das nicht das Richtige war. Anfangs war es für mich ein Schock, doch heute sehe ich diese Erkenntnis nicht als Fehlschlag, sondern als Erfahrung. Denn daraus resultierte mein Entschluss zu meinem ursprünglichen Studienwunsch zurückzukehren und ‚Musik auf Lehramt‘ zu studieren. Das Lehramtsstudium macht mir unglaublich viel Spaß, auch wenn es sehr fordernd ist. Die Ausbildung ist wirklich sehr breit gefächert und man hat die Möglichkeit vielen musikalischen Interessen nachzugehen, was für Menschen wie Paula und mich, die Klassik und Pop gleichermaßen lieben, ein wahres Geschenk ist.

Wie ist Euer Studium aufgebaut?
Paula: Unsere Regelstudienzeit beträgt 8 Semester. Wir befinden uns derzeit im 7. Das Lehramtsstudium Musik ist sehr vielseitig und damit auch zeitfordernd. Man muss sich vorstellen, dass wir Vorbereitungen im Hauptfach sowie auch in all den Nebenfächern, wie Schupra, Cello, Musiktheorie, Gehörbildung, Chorleitung, Orchesterleitung, Musikpädagogik, Musikwissenschaft u.v.m. haben. Unsere Woche ist gut ausgefüllt, schließlich muss man für jede Unterrichtsstunde – sei es nur eine halbe Stunde in der Woche – gut vorbereitet sein. Daher müssen wir neben unserem Unterricht auch immer viel Zeit zum ‚Üben‘ einrechnen. Wenn man dann nebenbei noch eine Band gründet, bleibt für Freizeit kaum noch Zeit übrig. Da muss man sich seinen Tagesablauf gut einteilen.

Wann begannen die Pläne zur Bandgründung Romie?
Jule: Der Beginn war die Kneipentour. Wir verabredeten uns zum Jammen und begannen Lieder zu covern. Eines Tages trauten wir uns schließlich uns gegenseitig unsere eigenen Songideen vorzuspielen. Das war für uns beide neu. Bis dahin hatten wir noch nie jemand anderem unsere Eigenkompositionen gezeigt. Ich schreibe seit ich 16 bin Songs, aber erst mit 21 hatte ich den Mut sie jemand anderem zu zeigen. Und das war Paula.
Paula: Bei mir war es genauso. Jule war auch für mich die Erste, der ich meine Songs vorgesungen habe. Als wir uns dann gegenseitig versicherten, dass die Songs gar nicht so schlecht waren, wagten wir uns daran, zweite Stimmen dazu zu schreiben und andere Instrumente dazu zu nehmen. Wir spürten, dass unsere Stimmen zusammen sehr gut harmonierten und so entstand nach und nach in unseren Köpfen die Idee einer Band.
Wir haben uns schon oft gefragt, was wohl passiert wäre, hätten wir uns nicht getroffen. Unsere Leben hätten bis dahin ja auch völlig anders verlaufen können. Aber hat so sollen sein! Das Schicksal hatte entschieden, dass wir uns in Frankfurt kennen lernen, um gemeinsam Musik zu machen.

Woher kommt der Name Romie?
Jule und Paula: Das bleibt unser Geheimnis.

Schreibt Ihr gemeinsam die Texte für Romie?
Jule: Wir schreiben immer separat voneinander unsere Songs. Meistens mit Gitarren- oder Klavierbegleitung. Wenn wir uns dann zur Probe treffen, stehen die Lyrics sowie das musikalische Grundgerüst des Songs.
Paula: Zusammen arrangieren wir den Song dann für unsere beiden Stimmen. Dann darf der andere auch Ideen einbringen. Gemeinsam hauchen wir dem Song die ‚Romie-Seele‘ ein.
Jule: Mittlerweile kennen wir die Stimme des anderen so gut, dass wir manchmal beim Schreiben eines neuen Songs einzelne Parts genau auf die Stimmfarbe des anderen abstimmen. Wenn wir singen, wissen wir genau was und wie der andere etwas singt und stimmen unseren Gesang perfekt aufeinanander ab.
Paula: Unsere Songs sind alle auf Englisch. Die Sprache ist im Vergleich zur deutschen Sprache sehr fließend und weich und harmoniert daher gut mit unseren Melodien und unserem zweistimmigen Gesang. Die Lyrics unserer Songs sind uns sehr wichtig. Wir nehmen uns die Ideen zu unseren Lyrics aus unserem Leben. Man erlebt so viele schöne und emotionale, traurige oder lus­t­ige, ruhevolle oder aufregende Momente. Manchmal hat man dabei das Gefühl, ein Erlebnis oder ein Gedanke ist so stark und ausdrucksvoll, dass er es wert ist, die Basis für einen Song zu werden. Und dabei bestätigt sich immer wieder: Die ehrlichsten Songs, sind die Besten.

Wie verlief Euer Werdegang als Band bis heute?
Jule: Im August 2013 war unser erster Auftritt als Duo ‚Romie‘. Der Direktor der Musikschule Dreieich organisierte ein Sommerfest auf dem Hofgut Rosenauf und fragte uns, ob wir als Programmpunkt auftreten möchten. Wir waren sehr aufgeregt und probten fleißig für unseren ersten Auftritt. Der Auftritt war wunderschön und wir bekamen gute Resonanz vom Publikum, was uns anspornte, weiterzumachen. Es folgten weitere kleinere Auftritte in Cafés, Bars, oder in den Wohnzimmern von Freunden.
Paula: Es gibt eine Musikerfaustregel: Ein Gig war ein guter Gig, wenn man anschließend mindestens zwei Folgegigs hat. Nach unseren Auftritten kommen häufig Leute aus dem Publikum zu uns und bieten uns neue Auftrittsmöglichkeiten, wie beispielsweise auch Geburtstage, Hochzeiten, oder kleine Festivals an. So kam alles nach und nach ins Rollen.
Jule: Unsere Hochschule förderte uns sehr auf unserem Weg. Die HSMDK veranstaltet jedes Semester ein Jazz- und Popfest, bei dem wir nun bereits öfters als Duo aufgetreten sind. Schließlich fragte unser Professor für Bandcoaching und Gruppenmusizieren Fabian Sennholz, ob wir unsere Songs für ein Arrangierprojekt der Hochschule zur Verfügung stellen möchten, was wir natürlich zusagten. Unsere Songs sind eigentlich für Klavier und/oder Gitarre und zweistimmigen Gesang geschrieben. Bei dem Projekt arrangierten Studierende der Hochschule unsere Songs um für Orchester und Chor, d.h. sie schrieben Stimmen für Streicher, Bläser, Bass, Schlagwerk, E-Gitarre und Chor, mit dem Ziel die Ergebnisse am Ende des Semesters als Konzert zu präsentieren.
Paula: Alle Beteiligten legten sehr viele Mühen und Hingabe in die Arrangements und Proben. Mit der Zeit bemerkten wir alle, dass dieses Projekt längst nicht mehr nur ein Hochschulprojekt mit akademischen Zwecken war. Und so hängten wir uns alle noch mehr hinein. Jule und ich fragten unzählige unserer Kommilitonen, ob sie Lust hätten im Orchester mitzuspielen oder im Chor zu singen, und so kam schließlich ein 50-köpfiges Ensemble zu Stande. Es gab furchtbar viel zu organisieren, aber die Mühen zahlten sich aus. Am 14. Juni 2015 führten wir das Projekt ‚Romie goes Orchestra‘ im großen Saal unserer Hochschule auf. Was an dem Abend passiert ist, lässt sich für Außenstehende kaum beschreiben. Jeder Musiker spielte an dem Konzertabend mit so viel Leidenschaft und Herzblut, voller Emotionen, dass Jule und ich nur sprachlos waren danach. Das besondere an dem Abend war, dass wir, Jule und ich, das ganze Ensemble sowie auch das Publikum eins waren.

2015 seid ihr mit Romie viel unterwegs gewesen. Wie vereinbart ihr das mit dem Studium?
Paula: Das ist nicht immer einfach, mittlerweile haben wir doch sehr viele Auftritte und Termine. Wir wollen beide auf jeden Fall unser Studium abschließen. Ich weiß, dass ich noch unglaublich viel lernen muss und will. Die Musikhochschule bietet uns eben genau dieses Angebot, um uns musikalisch weiterzubilden und wir nutzen es gern. Dennoch, manchmal fällt es uns nicht leicht, unser Studium mit unseren Romie-Plänen zu vereinbaren. Beispielsweise waren wir im letzten Jahr auf Tour durch Irland und durften dort auf einem irischen Festival in Donegal (Nordirland) spielen. Die Woche war unglaublich ereignisreich und aufregend für uns. Als wir schließlich wieder nach Deutschland kamen und sofort wieder ins Studium einstiegen, als sei nichts gewesen, fiel uns die Umgewöhnung nicht leicht.
Jule: Das soll jedoch nicht heißen, dass wir unsere Auftritte und unser Bandleben dem Studium vorziehen. Wir lernen hierbei unsere Prioritäten zu setzen. Wenn wir wissen, dass eine wichtige Klausur oder Prüfung ansteht, dann legen wir in diese Zeit keine Gigs. Dann geht definitiv das Studium vor. Dabei bleibt dann nur die Frage, welche Prüfungen uns wirklich wichtig sind. Diese Entscheidung liegt bei uns

Trefft Ihr Euch regelmäßig zum Proben?
Paula: Wir haben einen festen Probentermin jede Woche und versuchen diesen einzuhalten. Leider schaffen wir es nicht immer. Gerade in den Klausuren- und Prüfungsphasen ist ein regelmäßiges Treffen schwierig. Aber wenn Auftritte und Konzerte anstehen proben wir fleißig und viel.

Meint Ihr, dass Ihr von Romie auch später im Berufsleben profitieren könnt?
Jule: Ja, definitiv. All das, was wir mit ‚Romie‘ erleben dürfen, sind unglaublich wertvolle Erfahrungen. Wir werden unseren Schülerinnen und Schülern später nicht nur Musik beibringen, sondern sie auch ermutigen können, selbst aktiv zu werden.

Wird es Romie auch noch geben, wenn ihr anfangt als Lehrerinnen zu arbeiten?
Jule: Ich könnte mir vorstellen nach dem Studium erstmal eine Zeit lang mit Romie weiterzumachen, und dann später in das Berufsleben eintreten. Beides gleichzeitig ist denke ich nicht möglich, denn der Lehrerberuf verlangt genauso viel Hingabe. Wir werden auf jeden Fall immer zusammen Musik machen.
Paula: Also, ich plane das erst gar nicht. Wir werden sehen, wo uns das Leben hinbringt. Ganz nach dem Spruch: „Wenn jemand versucht sein Leben zu planen, fällt im Hintergrund das Schicksal lachend vom Stuhl.“ Wir können nicht vorausplanen, wo wir in ein paar Jahren mit ‚Romie‘ stehen, was bis dahin alles passiert sein wird. Oder wann und weshalb wir damit aufhören. Das möchte ich auch gar nicht planen.

Wann startet das Berufsleben?
Jule: Das wird noch etwas dauern. Ich möchte so schnell wie möglich mit meinem Studium fertig werden. Ich denke, dass ich noch 1,5-2 Jahre brauchen werde. Nach dem Studium möchte ich aber wie gesagt ein Jahr herumreisen und weiter Musik machen. Ich möchte auch unbedingt eine Ausbildung zur Stewardess machen, denn ich habe großes Fernweh nach fremden Ländern. Wir werden sehen.
Paula: Wie gesagt, das plane ich momentan noch nicht.

Wie schafft ihr das alles?
Jule: Keine Ahnung.
Paula: Zusammen sind wir stark und geben uns gegenseitig Kraft.

Wann ist Euer nächster großer Auftritt?
Jule: Am 03.06. treten wir mit „Romie goes Orchestra“ im Bürgerhaus in Dreieich Sprendlingen auf, sowie am 10.06. im Palmengarten Frankfurt, ein Open Air Konzert als Auftaktkonzert zum diesjährigen Rosen- und Lichterfest. Kommt vorbei!

Euer Tipp für Studierende Ihre Träume zu verwirklichen?
Jule: Vertraue auf dich und dein Können. Sei ehrlich zu dir selbst und mach das, was du wirklich machen möchtest. Und setze deine Prioritäten im Leben richtig.

Karriereplaner - Ausgabe: SS 2016