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Dr. Jochen Martin

Promotion und Direkteinstieg - Innovation bei Bayer

Erfahrungsbericht von Dr. Jochen Martin, Bayer AG Corporate Treasury

Das letzte Jahr an der Universität
Die entscheidende Phase meines Mathematik- Studiums am Karlsruher Institut für Technologie war stark geprägt durch die Finanzkrise. Im Frühjahr 2008 absolvierte ich im Rahmen meiner Diplomarbeit zum Thema Optionsbewertung ein Praktikum im Investment Banking. An meinem ersten Arbeitstag im Handelsraum wurde bekannt, dass ein einzelner Händler einer französischen Investmentbank einen Verlust von rund fünf Mrd. Euro verursacht hatte. Der Dax verzeichnete in den folgenden Tagen massive Kursverluste und der gesamte Handelsraum war in Aufruhr. Unter dem Eindruck der durch Banken ausgelösten Wirtschaftskrise wurde mir bewusst, dass ich zwar grundsätzlich im Finanzbereich bleiben wollte, meine Energie und Ideen aber bei einem wertschöpfenden Industriekonzern einbringen wollte.
Da ich weiterhin theoriebezogen arbeiten wollte, suchte ich nach einer Promotionsmöglichkeit bei einem Unternehmenspartner und wurde dabei schnell auf Bayer aufmerksam. Bei den Gesprächen mit den Verantwortlichen sowohl von Universitäts- als auch von Unternehmensseite hat mich bei Bayer neben dem offenen, angenehmen Umgang vor allem der Wille zur Innovation begeistert.
Ein weiterer Aspekt, mit dem mich Bayer über die inhaltliche Arbeit hinaus überzeugt hat, waren die Werte, für die der Konzern steht: Insbesondere Integrität und die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern bekamen in Zeiten einer Wirtschaftskrise eine ganz neue Bedeutung und waren wichtig für meine Entscheidung.

Theorie und Praxis bei Bayer
Warum war die Promotion das Richtige für mich und warum sollte ich danach nicht besser eine Universitäts-Karriere anstreben?
Unternehmen nehmen ja häufig medienwirksam für sich in Anspruch, innovativ zu sein. Doch Innovationen auch tatsächlich zu realisieren, kann sich im Alltag eines Großkonzerns schnell als schwierig erweisen. Bei meiner Arbeit bei Bayer habe ich hingegen schnell gemerkt, dass man dort mit großem Nachdruck daran arbeitet, beispielsweise zusammen mit Partner- Universitäten innovative Ansätze zu entwickeln und diese dann auch umzusetzen. So existiert die Kooperation mit der Universität Karlsruhe bereits seit über 15 Jahren. In dieser Zeit wurden gemeinsam die Grundlagen für das Corporate Financial Portal geschaffen, das zentrale Informationssystem im Finanzbereich des Bayer- Konzerns.
Darüber sind nicht nur Markt- und Unternehmensinformationen verfügbar, sondern auch eine Vielzahl von Prozessen wird darüber abgebildet.

Ich hatte im Rahmen meiner Tätigkeit als Doktorand die Möglichkeit, den Prozess der Datenanlieferung für die Liquiditäts- und Fremdwährungsrisikoplanung maßgeblich mitzugestalten. Aus wissenschaftlicher Sicht beschäftigte ich mich mit der Prozessoptimierung und Datenanalyse zur Verbesserung der Datenqualität. Da ich darüber hinaus aber auch dafür verantwortlich war, beschlossene Verbesserungsmaßnahmen im Portal zu implementieren, konnte ich die Ergebnisse meiner Arbeit sofort in der Praxis verfolgen. So gelang es uns, in den Prozess zahlreiche Validierungen und Automatisierungen einzubauen, die nicht nur die Datenqualität verbesserten, sondern auch meine Kollegen bei ihrer täglichen Arbeit entlasteten. Zum Abschluss meiner Promotion habe ich mich intensiv damit befasst, automatisierte Vorhersagen zur Validierung der angelieferten Werte zu nutzen. In Nachfolgeprojekten wurde meine Arbeit zur Praxisreife weiterentwickelt und ist seither fest im Corporate Financial Portal von Bayer integriert.

Direkteinstieg nach der Promotion
Nach dem Abschluss meiner Dissertation war für mich klar, dass ich gerne bei Bayer einsteigen würde, sofern sich dort eine geeignete Position für mich finden würde. Geeignet hieß für mich, dass ich den Schwerpunkt mehr in Richtung Praxis verschieben wollte, ohne komplett die Chance zu verlieren, mich mit eigenen konzeptionellen Ideen einzubringen. In meiner jetzigen Funktion im Fremdwährungsrisikomanagement habe ich exakt diese Möglichkeiten. Wir sind in unserem Team für die Absicherung sämtlicher Währungsrisiken im Konzern verantwortlich. In einem weltweit tätigen Konzern bringt einen diese Arbeit mit verschiedensten Abteilungen in Kontakt – in Deutschland und rund um die Welt. Doch nicht nur die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Kollegen machen unsere Arbeit interessant, auch die einzelnen Währungsmärkte sind sehr verschieden und stellen einen immer wieder vor neue Herausforderungen. Bei dieser Arbeit gab es für mich in den vergangenen Jahren zwei ganz besondere Highlights:

Da war zunächst die Arbeit an der Sicherungsstrategie für unser geplantes Währungsportfolio. Dabei ist auf der Basis eines Value-at-Risk Portfolioansatzes zuerst zu entscheiden, welche Währungen überhaupt gesichert werden sollen. Da solche Entscheidungen aufgrund der damit einhergehenden Prozesse längerfristig zu treffen sind, besteht eine besondere Herausforderung darin, ein möglichst robustes Modell zu zu entwickeln. Auf der Grundlage von statistischen Analysen und nach Diskussionen mit einer Vielzahl von Banken entwickelten wir schließlich einen Ansatz, der durch Szenario-Analysen den Anforderungen gerecht wird und bis heute im Bayer-Konzern verwendet wird.

Ein zweites besonderes Projekt war in den zurückliegenden Monaten das Management des Währungsrisikos aus einer großen M&A-Transaktion. Um die Akquisition für den Konzern optimal abzusichern, entwickelten wir zusätzlich zu den herkömmlichen Sicherungsstrategien eine exakt auf die Charakteristika des Projekts abgestimmte Optionsstruktur. Eine große Anerkennung für unsere Arbeit war, dass einige Banken so sehr von dieser innovativen Strategie begeistert waren, dass sie den Ansatz mittlerweile in ihr eigenes Angebot übernommen haben.

Nach vier sehr erfolgreichen Jahren habe ich nun die Möglichkeit, mich innerhalb des Bayer-Konzerns weiterzuentwickeln. Durch die Struktur als global agierender Konzern bietet sich mir eine Vielzahl von Möglichkeiten und es ist eine große Stärke von Bayer, dass die Mitarbeiter diese auch nutzen können. Für mich bedeutet das, dass ich mich in den nächsten Jahren mit Unternehmensbewertung beschäftigen werde und die Chance erhalte, in einem spannenden und herausfordernden Umfeld viele neue Dinge zu lernen und mich persönlich weiterzuentwickeln.

Karriereplaner - Ausgabe: SS 2017